

Zertifizierungslehrgang „Synergetisches Prozessmanagement“ unter Anwendung des Synergetischen Navigationssystems (SNS) auf der Grundlage von Synergetik, Chaostheorie und Complexity Science
März bis September 2020
Die Gestaltung und Förderung von Veränderungsprozessen in Beratung, Organisationsentwicklung und Psychotherapie stellen uns vor besondere Herausforderungen. Solche Prozesse sind weder einfach vorhersehbar noch intentional steuerbar. Gleichzeitig sind mehrere Systemebenen zu berücksichtigen und die Informationen von gestern sind nicht selten heute schon überholt. Die Komplexitätswissenschaften liefern in dieser Situation geeignete Verständnisgrundlagen sowie Methoden, um die Eigendynamik von Selbstorganisationsprozessen wirkungsvoll zu unterstützen, zu gestalten und zu evaluieren.
In dieser Weiterbildung werden die hierfür notwendigen Kompetenzen vermittelt. Verständnis und Modellierung komplexer Systeme kann heute als Schlüsselkompetenz in vielen Disziplinen und Anwendungsfeldern gelten (Systemkompetenz). Inzwischen stehen auch Technologien zur Verfügung, um Veränderungsprozesse auf der Höhe des Geschehens abzubilden. Insbesondere Monitoring-Systeme und ihre Einsatzmöglichkeiten zur Prozessbegleitung und -gestaltung werden vorgestellt. Die Integration von Datenerfassung, Datenanalyse und Visualisierung ermöglicht dabei ein optimales Feedback. Mögliche Anwendungsfälle sind Psychotherapie, Beratung/Coaching sowie in Team- und Organisationsentwicklung. Technologien des Real-Time Monitoring liefern eine valide Basis für Mikroentscheidungen im Prozess, für kooperative Feinsteuerung und für die Evaluierung.
Monitoring und Steuerung von Veränderungsprozessen in Psychotherapie und Beratung
Zertifizierungslehrgang 2020
Adressaten:
Ärzte/-innen, Psychologen/-innen, Psychotherapeuten/-innen, Berater/-innen, Arbeits- und Organisationspsychologen/-innen, Verantwortliche für Organisationsentwicklung
Veranstalter:
Institut für Synergetik und Psychotherapieforschung, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, in Kooperation mit:
- Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste Center for Complex Systems
- salzburg.academy
- Klinik St. Irmingard, Prien; Klinik ChiemseeWinkel, Seebruck
Kursleitung:
Univ.-Prof. Dr. Günter Schiepek, Dr. Helmut Johannes Schöller, MSc.
Ärztliche Leitung:
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Aichhorn, MBA
Psychol. Leitung:
Dipl.-Psych. Leonhard Kratzer
Referenten:
Univ.-Prof. Dr. Günter Schiepek, Mag. Dr. Helmut Schöller, MSc., Dipl.-Psych. Yvonne Hülsner, Dipl.-Psych. Leonhard Kratzer
Orte:
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg; Klinik ChiemseeWinkel, Seebruck
Dauer:
Fünf zweitägige Blöcke (Do/Fr) zu je 16 Einheiten (à 45 Minuten):
Termine 2020:
Modul 1 | Do, 19. März, 9h-18h Fr, 20. März, 9h-18h |
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Strubergasse 21 |
Modul 2 | Do, 23. April, 9h-18h Fr, 24. April, 9h-18h |
Klinik ChiemseeWinkel, Seebruck am Chiemsee, Römerstr. 17 |
Modul 3 | Mi, 6. Mai, 9h-18h Do, 7. Mai, 9h-18h |
Klinik ChiemseeWinkel, Seebruck am Chiemsee, Römerstr. 17 |
Modul 4 | Do, 18. Juni, 9h-18h Fr, 19. Juni, 9h-18h |
Klinik ChiemseeWinkel, Seebruck am Chiemsee, Römerstr. 17 |
Modul 5 | Do, 24. Sept., 9h-18h Fr, 25. Sept., 9h-18h |
Klinik ChiemseeWinkel, Seebruck am Chiemsee, Römerstr. 17 |
Fortbildungspunkte:
bei Ärzte- und Psychotherapeutenkammern (Ö/D) zur Akkreditierung beantragt
Methoden:
Workshops, Arbeitsgruppen, Kleingruppenarbeit, praktische Übungen, Fallkonferenzen. Für alle Module werden dokumentierte Lernerfolgskontrollen angeboten. Vorbereitendes und ergänzendes Selbststudium anhand von Fachliteratur und dem Synergetischen Navigationssystem als Lehrmittel.
Kosten:
2.000 Euro (inkl. USt.). Die Teilnahmegebühr schließt die Nutzung des Synergetischen Navigationssystems (SNS) über einen Zeitraum von einem Jahr ein.
Anmeldung:
Online auf www.salzburg.academy/Wordpress/synergetisches-prozessmanagement
Per E-Mail an synergetics@salzburg.academy
Abschluss:
Zertifikat über den erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs nach positver Beurteilung einer schriftlichen Abschlussarbeit und der Dokumentation der praktischen Durchführung eines klinischen oder nicht-klinischen Veränderungsprozesses.
Im ersten Block wird eine Einführung in die Grundlagen der Komplexitätswissenschaften (Theorie komplexer Systeme, Synergetik, Chaostheorie) und ihrer Methoden gegeben. Zusätzlich erfahren Sie, welche Möglichkeiten der Prozessgestaltung und Prozessevaluierung es aus der Sicht der Komplexitätswissenschaften und der Chaostheorie gibt. Auch wird das Verständnis der im Synergetischen Navigationssystem (SNS) implementierten Analyseinstrumente grundgelegt. Eine unmittelbar anwendbare praktische Methode (Ressourceninterview) rundet den ersten Teil ab.
Donnerstag, 19. März
9:00h
Begrüßung, Organisatorisches, Überblick über die Inhalte des gesamten Kurses, Literatur, Aufgaben der Teilnehmer, Transparenz der Zertifizierungskriterien.
Klärung von Erwartungen und der verfügbaren Praxisfelder der Teilnehmer
10:00h
Pause
10:30h
Einführung in die Grundlagen der Komplexitätswissenschaften (Theorie komplexer Systeme, Synergetik, Chaostheorie)
12:30h
Mittag
14:00h
Beispiele aus der Physik, der Dynamik des Gehirns, der Psychologie, insbesondere der Psychotherapie
15:30h
Pause
16:00h – 18:00h
Illustrationen und Übungen aus dem Bereich der Wahrnehmungspsychologie
Freitag, 20. März
9:00h
Wirkfaktoren in Therapie und Beratung: Medical vs. Contextual Model
10:30h
Pause
11:00h
Vorstellung einer wissenschaftlichen Theorie therapeutischer Veränderungsprozesse
12:30h
Mittag
14:00h
Ressourceninterview: Ein Verfahren zur Erfassung persönlicher Ressourcen und Kompetenzen in Therapie und Beratung. Praktische Übung
16:00h
Pause
16:30h – 18:00h
Methoden zur Analyse von Prozessdaten (Zeitreihen) komplexer Systeme: Dynamische Komplexität, Komplexitäts-Resonanz-Diagramme, Phasenraumeinbettung
In diesem Block erfolgt eine Einführung in die praktische Nutzung von Prozessmonitoringsystemen und synergetischen Auswertungsmethoden. Ab diesem Block können die Teilnehmer/-innen das SNS in Selbstanwendung nutzen und praktische Erfahrungen damit sammeln. Vorgestellt wird die Funktion und Anwendung von Analysetools für Zeitreihen, insofern sie zum Verständnis von Veränderungsprozessen nützlich sind. Mit diesen Tools vertieft der Block auch das methodische und theoretische Verständnis nichtlinearer, selbstorganisierender Systeme. Die vorgestellten Verfahren werden anhand praktischer Beispiele aus unterschiedlichen Anwendungsfeldern illustriert.
Donnerstag, 23. April
9:00h
Fragen, Erfahrungen.
Fortsetzung: Methoden zur Analyse von Prozessdaten (Zeitreihen) komplexer Systeme: Recurrence Plots, fraktale Dimensionalität, Lyapunov-Exponenten
10:30h
Pause
11:00h
Anwendung der Synergetik in Psychotherapie und Beratung: Synergetisches Prozessmanagement
12:30h
Mittag
14:00h
Generische Prinzipien: Einführung und Kleingruppenarbeit zum Praxisbezug der Prinzipien (I)
15:30h
Pause
16:00h – 18:00h
Generische Prinzipien: Kleingruppenarbeit und vertiefte Diskussion mit Praxisbeispielen (II)
Freitag, 24. April
9:00h
Einführung in die Bedienung und Nutzung des Synergetischen Navigationssystems (SNS) (I)
10:30h
Pause
11:00h
Einführung in die Bedienung und Nutzung des Synergetischen Navigationssystems (SNS) (II) Weitere Analysetools im SNS, z.B. Korrelationsmusteranalyse.
12:30h
Mittag
14:00h
Vorbereitung der Nutzung des SNS durch die Teilnehmer, Prozessbegleitung und Selbstmonitoring im weiteren Kursverlauf.
16:00h
Pause
16:30h – 18:00h
Funktionen im SNS: Fragebogeneditor zur Analge individualisierter Fragebögen; Ampel als „Frühwarnsystem“ für produktive Krisen oder problematische Entwicklungen. Bezug des systems zu den generischen Prinzipien.
Modul 3
Idiographische Systemmodellierung
Mi. 6. bis Do. 7. Mai 2020, Klinik ChiemseeWinkel, Seebruck am Chiemsee, Römerstr. 17
Entscheidend für die Unterstützung von selbstorganisiertem Ordnungswandel in komplexen Systemen ist eine detaillierte Vorstellung über die Funktionsweise des Systems, um dessen Veränderungsprozess es geht. Im Bereich von Einzeltherapie und -beratung wird das „System“ mit Hilfe eines speziellen Interview- und Konstruktionsverfahrens modelliert, der idiographischen Systemmodellierung. Diese anspruchsvolle Methodik klinischer Gesprächsführung wird in diesem Block vorgestellt und geübt. Aus den Variablen eines Systemmodells kann mit Hilfe des Fragebogeneditors im SNS ein individualisierter Prozessfragebogen entwickelt werden, der für den jeweiligen Veränderungsprozess ein passgenaues Messinstrument liefert. Das Vorgehen kann auch für Teams und Organisationen adaptiert werden. In diesem Block werden auch persönliche Entwicklungsprojekte der Teilnehmer vorbereitet, die mit den gelernten Methoden in Peer-Groups begleitet und unterstützt werden.
Mittwoch, 6. Mai
9:00h
Besprechung von praktischen Erfahrungen und aufkommenden inhaltlichen Fragen. Einführung in die idiographische Systemmodellierung. Vorgehen und Verfahrenslogik.
10:30h
Pause
11:00h
Einführung in die idiographische Systemmodellierung anhand eines Videobeispiels. Fragen zur Vorgehensweise.
12:30h
Mittag
14:00h
Angeleitete praktische Durchführung der idiographischen Systemmodellierung anhand persönlicher Beispiele in Kleingruppen.
15:30h
Pause
16:00h – 18:00h
Praktische Durchführung der idiographischen Systemmodellierung in Kleingruppen. Reflexion der Erfahrungen im Plenum.
Donnerstag, 7. Mai
9:00h
Weiteres Videobeispiel der Systemmodellierung
10:30h
Pause
11:00h
Fortsetzung: Angeleitete praktische Durchführung der id. SM anhand persönlicher Beispiele in Kleingruppen. Reflexion im Plenum. Wiederholung: Nutzung des Fragebogeneditors im SNS und Anlage individualisierter Prozessfragebögen.
12:30h
Mittag
14:00h
Entwicklung und Vorbereitung persönlicher Entwicklungsprojekte der Teilnehmer zur Selbstanwendung / Selbsterfahrung der Methode.
16:00h
Pause
16:30h – 18:00h
Transfer und Modifikation des Verfahrens der IdSM auf unterschiedliche Kontexte und Anwendungsfelder, z.B. Beratung, Coaching, Teamentwicklung.
Das Prinzip selbstorganisierter Veränderung in komplexen Systemen setzt ein regelmäßiges Feedback zusammen mit allen Beteiligten voraus. Im Einzelsetting von Therapie und Beratung ist dies primär der Klient oder Beratungskunde. Es wird illustriert und geübt, wie solche Feedbackgespräche unter Nutzung prozessbezogener Informationen aus dem SNS geführt und je nach Prozessphase, Klientenmotivation und Setting differenziert gestaltet werden können. Die aus der Synergetik und dem empirischen Wissensstand der Psychotherapieforschung abgeleiteten generischen Prinzipien dienen dabei als Heuristiken und Entscheidungshilfe für die Prozesssteuerung.
Donnerstag, 18. Juni
9:00h
Besprechung von praktischen Erfahrungen und aufkommenden inhaltlichen Fragen. Besprechung der Erfahrungen und „Produkte“ sowie notwendiger Modifikationen der idiographischen Systemmodellierung für die Anwendungskontexte der Teilnehmer.
10:30h
Pause
11:00h
Reflexion der von den Teilnehmern durchgeführten Therapie- und Beratungsprozesse. Falls verfügbar Videoreflexion. Arbeit in Kleingruppen.
12:30h
Mittag
14:00h
Videobeispiele von SNS-gestützten Feedbackgesprächen in unterschiedlichen Kontexten (Therapie, Beratung). Bezug zu unterschiedlichen Therapieverfahren.
15:30h
Pause
16:00h – 18:00h
Nutzung der generischen Prinzipien als Entscheidunsheuristiken im Therapie- und Beratungsprozess anhand von Fallbeispielen. Bezug zu unterschiedlichen Therapieverfahren.
Freitag, 19. Juni
9:00h
Die Nutzung und Interpretation vertiefter nichtlinearer Analyse- und Visualisierungsverfahren im SNS für die Fallbesprechung anhand konkreter Beispiele. Einführung in die Methodik der Interaktionsmatrix: SNS-basierte Beziehungsmuster-Analyse in Gruppen, Paaren, Familien, Teams.
10:30h
Pause
11:00h
Fallsupervision.
12:30h
Mittag
14:00h
Selbsterfahrung anhand der Reflexion der persönlichen Entwicklungsprojekte.
16:00h
Pause
16:30h – 18:00h
Selbsterfahrung anhand der Reflexion der persönlichen Entwicklungsprojekte. Zeit für offene Fragen, Vertiefungen und Probleme.
Modul 5
Zusammenfassung und Ausblick; Persönliche Entwicklungsprojekte
Do. 24. bis Fr. 25. September 2020, Klinik ChiemseeWinkel, Seebruck am Chiemsee, Römerstr. 17
Die im vorausgehenden Themenblock und in den Peer-Groups entwickelten persönlichen Entwicklungsprojekte der Teilnehmer/-innen werden besprochen und reflektiert. Darin sollten Verfahren wie die idiographische Systemmodellierung und das darauf aufbauendes Prozessmonitoring unmittelbar erfahrbar und anschaulich werden. Es wird gezeigt, wie sich die erlernten Methoden der Komplexitätswissenschaften in der Praxis der Teilnehmer/-innen nutzbar machen lassen und bewähren.
Donnerstag, 24. September
9:00h
Fortsetzung: Besprechung von praktischen Erfahrungen und aufkommenden inhaltlichen Fragen.
Besprechung der Erfahrungen und „Produkte“ sowie notwendiger Modifikationen der idiographischen Systemmodellierung für die Anwendungskontexte der Teilnehmer. Bezug zu unterschiedlichen Therapie- und Beratungsverfahren.
10:30h
Pause
11:00h
Reflexion der von den Teilnehmern durchgeführten Therapie- und Beratungsprozesse. Rückblick auf abgeschlossene Fälle. Falls verfügbar Videoreflexion. Arbeit in Kleingruppen.
12:30h
Mittag
14:00h
Videobeispiele von SNS-gestützten Feedbackgesprächen in unterschiedklichen Kontexten (Therapie, Beratung)
15:30h
Pause
16:00h – 18:00h
Nutzung der nichtlinearen Analyseverfahren im SNS in unterschiedlichen Praxisfeldern. Erfahrungen mit der Beziehungsmuster-Analyse in verschiedenen Praxisfeldern (Paare, Gruppentherapie, Familien, Teams)
Freitag, 25. September
9:00h
Perspektiven und Erfahrungen für spezifische Anwendungsfelder, Bertaungs- und Therapieansätze.
10:30h
Pause
11:00h
Persönliche Prozessreflexion der persönlichen Entwicklungsprojekte der Teilnehmer. Fallsupervision.
12:30h
Mittag
14:00h
Weitere Entwicklungen und Planungen.
16:30h – 18:00h
Fragen zu den Qualifikationskriterien (schriftliche Abschlussarbeit, Videodokumentation der praktischen Arbeit).
Kursfeedback und Verabschiedung.
16:00h
Pause
© Institut für Synergetik und Psychotherapieforschung, PMU Salzburg